26. Juni Volkskunst Seiffen - St Annen Kirchen - 25 Jahre Gartenbauverein: Viertägige Jubiläumsfahrt ins Erzgebirge Europa-Rosarium und Sächsische Landesgartenschau beeindruckten die Gartler

Eine Symbiose aus Natur und Kunst, Geschichte und Kultur

Text und Fotos: Josef Reischl 

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Der Verein für Gartenbau und Landespflege Ederlsdorf/Schaibing mit über 600 Mitgliedern in den Gemeinden Untergriesbach und Obernzell feiert heuer sein 25 jähriges Bestehen. Waren die Jahreshauptversammlung schon ein fulminanter Start und am 9. Mai der große Festakt mit einem bunten Volksmusikabend ein Erlebnis, so war der Vereinsausflug ins Erzgebirge krönender Höhepunkt im Jubiläumsjahr. Die Vorstandschaft hat nicht nur die 25 jährige Geschichte des Vereins in den Fokus gestellt, sondern vor allem auch die Wiedervereinigung Deutschlands vor 25 Jahren. Deswegen führte die viertägige Reise in die neuen Bundesländer Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen mit einem umfang-, und erlebnisreichen Programm.

Über 40 Mitglieder konnte Vorsitzende Therese Krenner bei der ersten Pause mit einer großen Brotzeit zur Jubiläumsfahrt willkommen heißen. Das Europa - Rosarium in Sangerhausen war das erste Ziel der Gartenfreunde. Hier werden auf 13 ha Gelände 8500 Rosenarten und –sorten aus allen Ländern der Welt gezeigt, liebevoll angelegt in prächtigen Schaubereichen. Von der exzellenten Führerin durch das Rosarium erfuhren die Gäste interessante Details über historische und vom Aussterben bedrohte Rosensorten, über Standort und Pflege, Veredeln, Düngen und Spritzten. Die Besucher lauschten der Geschichte der wohl bekanntesten Rose „Gloria Dei“: 1939 vom Züchter in Mailand heimlich nach Amerika geschickt, 1941 sei sie nach Frankreich gekommen, nach dem Krieg wurde sie der Deutschen liebste Rose. Fast zwei Stunden nur Rosen, eine Augenweide und eine Wohltat für die Sinne - und keinem wurde es langweilig. Nach einer längeren Fahrt durch Thüringen und Sachsen-Anhalt mit den riesigen Getreidefeldern wurde in Schwarzenberg im Hotel Neustädter Hof Quartier bezogen.

Zu einem Erlebnis der besonderen Art wurde am Freitag der Besuch der Schauwerkstatt in dem malerischen Städtchen Seiffen im westlichen Erzgebirge mit einer Vielfalt erzgebirgischer Volks- und Holzkunst. Eine Führerin erläuterte den Wandel vom sterbenden Bergbau hin zur weltbekannten Handwerkstechnik mit Holz. Die Besucher konnten den Kunsthandwerkern beim Schnitzen und Drechseln, Montieren und Bemalen der Nussknacker, Lichtengel, Spanbäume, Weihnachtspyramiden, Räuchermännlein, aber auch der pfiffigen, modernen Kreationen zusehen. Viele Mitbringsel werden zur weihnachtlichen Zeit in den Stuben stehen.

Das Städtchen Annaberg – Buchholz ist bekannt wegen des früheren Silberbergbaus und war reicher und größer als Leipzig und Dresden zusammen. Die Annenkirche zeugt aus dieser Epoche, ihr galt ein Besuch am Nachmittag. Ungewohnt die Anordnung der Bänke nicht zum Hochaltar hin, sondern zur Kanzel. Über 100 aussagekräftige Reliefs zum Alten und Neuen Testament, als „Armenbibel“ rundum auf den Emporen dargestellt, Seitenaltäre von einzigartiger Schönheit und ein großer Taufstein aus einem Stück beeindruckten alle.

Dann ein Kontrastprogramm unweit der altehrwürdigen Kirche: der Frohnauer Hammer, ein 270 Jahre altes technisches Denkmal. Einstens eine Getreidemühle, dann 1621 zu einer Hammerwerk – Schmiede umgebaut mit drei mächtigen Hämmern, deren Auf und Ab die Besucher erschrecken ließ. Im nahen Herrenhaus mit reichhaltiger Einrichtung war noch ein Museum zur Geschichte des Bergbaus und der Schmiedekunst zu besichtigen. Die Frauen blieben lange stehen bei einer Klöpplerin, die geschickt ihre Handwerkskunst zeigte.

Am Samstag war die 7. Sächsische Landesgartenschau in Oelsnitz natürlich ein absolutes Muss für die Natur- und Kulturbegeisterten Gartenbaufreunde. Das 15 ha große Gelände des ehemaligen Güterbahnhofes war in eine blühende Landschaft mit großzügigen Pflanzungen, Spielplätzen und Teichanlagen verwandelt worden. Ein großes Gradierwerk beeindruckte ebenso wie Flora und Fauna auf den ehemaligen Bergbauhalden. Auch die Eisenbahnfreunde kamen auf ihre Kosten mit Stellwerken, Gleisen und Lokomotiven.

Der späte Samstag- Nachmittag war ein besonderes Highlight mit einer Stadtführung durch den bekannten, historisch gewandeten Schwarzenberger Türmer, Gerd Schlesinger, wegen leichten Regens per Bus durch die Perle des Erzgebirges. Die Barockkirche St. Georgen mit der größten freitragenden Decke in Europa konnte wegen eines Konzertes nur von außen besichtigt werden. Dafür gab es einen Ersatz, nämlich die weltbekannte „Waldbühne Schwarzenberg“ mit 15 200 Sitz- und 6 800 Stehplätzen. Die gigantische Bühne wurde 1939 errichtet und hat eine beeindruckende Akustik. In schneller Fahrt ging es wieder hinunter in die Altstadt, Gerd Schlesinger musste um 18 Uhr seines Amtes als Türmer walten. Im Turm oben läutete er für alle sichtbar zwei Glocken und dann sang er mit kräftiger Stimme, verstärkt durch ein Naturhorn, sein Türmerlied. Eine beeindruckende Stimmung, das hatte noch niemand erlebt. Abschließend führte er im Turm eines kleinen Kirchleins noch das Schwarzenberger Glockenspiel auf Meißner Porzellanglocken vor.

Auf der Rückfahrt am Sonntag wurde in Naumburg, das gerade das traditionelle Kirschfest feierte, noch ausgiebig Halt gemacht zu einem geführten Rundgang durch die geschichtsträchtigen Gassen und Straßen mit den ehrwürdigen Herrenhäusern und Badestuben ,Handwerksbetrieben und Sitzmuscheln an den Haustüren. Der Naumburger Dom St. Peter und Paul mit seinen vier mächtigen Türmen, ein 100 m langer gotisch – romanischer Bau mit der weltbekannten Bachorgel, ein Gemeinschaftswerk von Hildebrand und Silbermann, bot Kunstgenuss vom Allerfeinsten.

Auf der Strecke lag auch Feyburg mit der weltbekannten Rotkäppchen Sektkellerei. Hier war krönender und gemütlicher Abschluss der Jubiläumsfahrt bei einer wahrlich zünftigen und ausgiebigen Sekt- und Weinprobe, bei der am Schluss sogar gesungen wurde. Vorsitzende Therese Krenner dankte „Reisemarschall“ Jupp Fekter für die hervorragende Organisation.

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